Auf dem Weg zum professionellen Designer geht es vor allem darum, sein kreatives Potenzial zu entfalten und neueste Technologien einzusetzen, um Ideen zum Leben zu erwecken. Doch warum ist es dann so schwierig, genau das richtige, gestalterisch und technisch überzeugende Portfolio zusammenzustellen, mit dem man den ersten Job, eine begehrte Praktikumsstelle oder einen neuen freiberuflichen Auftrag ganz einfach einstreicht?
Auf den ersten Blick mag die Erstellung eines Portfolios ganz einfach erscheinen – angesichts all der Design-Projekte, die ihr während eurer Ausbildung, für Freunde und Familie, für Kunden oder für eure eigene kreative Weiterentwicklung erstellt habt. Tatsächlich wissen viele angehende Designer und Freelancer aber nicht genau, wie sie ein Portfolio erstellen können, das das Interesse eines Personalverantwortlichen oder eines neuen Kunden weckt.
Listunova by Ola Otog
Hebt euch von euren Mitbewerbern ab
Laut Karriere-Coach EB Sanders liegt das größte Manko in einem Portfolio oft darin, dass Designer ihre persönliche Kreativität nicht ausreichend in den Vordergrund stellen.
Unternehmen, die Einstiegspositionen, Freelance-Aufträge und Praktikumsstellen vergeben, wissen, dass sie Berufseinsteiger rekrutieren und erwarten in diesem Fall keine große Praxiserfahrung. Statt einer langen Auflistung beruflicher Referenzen legen Personalverantwortliche eher Wert auf Kreativität, Persönlichkeit und Originalität.
Sie halten Ausschau nach Kandidaten, die ihre Sichtweise, ihre Kenntnisse und ihr technisches Know-how in Form eines abwechslungsreichen, sorgfältig kuratierten Portfolios präsentieren – also bietet ihnen genau das.
„Viele Absolventen versteifen sich darauf, ein makelloses Portfolio mit möglichst vielen Referenzen zu erstellen“, erklärt Sanders. „Entscheidend ist jedoch etwas anderes: Das Portfolio muss Aufsehen erregen. Es muss eure kreativen Denkprozess veranschaulichen, eure gestalterische Persönlichkeit zum Ausdruck bringen und zeigen, für welche Art von Arbeit ihr euch begeistert. Präsentiert euch von eurer besten Seite und vermittelt so einen Eindruck, wie ihr euch im Kreativ-Team einbringen könnt.“
Ihr denkt euch jetzt: Klingt einleuchtend, aber wie schaffe ich das bloß? Im Folgenden verrät euch Sanders ein paar Tipps, wie ihr euer Portfolio perfekt in Szene setzt – ganz gleich, ob eure beste Arbeit für einen Auftraggeber, einen Dozenten oder eine Spendenaktion an der Schule eurer Schwester entstanden ist.
1. Hebt eure Leidenschaft hervor. Stellt euer persönliches Lieblingswerk in den Mittelpunkt eures Portfolios – auch wenn es technisch gesehen nicht eure beste Arbeit ist. Wenn ihr euch im Laufe eurer Karriere auf diese Art Arbeit konzentrieren wollt, müsst ihr eure Präferenz deutlich zum Ausdruck bringen. „Nehmt keine Jobs an, für die ihr euch nicht begeistern könnt“, so Sanders. „Das nützt niemandem. Beginnt euren beruflichen Weg mit einer Tätigkeit, die euch auch langfristig interessiert.“
2. Kommt auf den Punkt. Eine ellenlange Biografie oder ein umfangreicher Lebenslauf wirken oft langweilig. Ein kurzer, prägnanter Absatz, der beschreibt, wer ihr seid, was euch interessiert und wofür ihr euch begeisterst, kommt wesentlich besser an. Dasselbe gilt für euer Portfolio.„Viele Bewerber überladen ihr Portfolio“, erklärt Sanders. „Sie wollen den Anschein erwecken, viel Erfahrung zu haben, auch wenn dies nicht der Fall ist. Das ist ein Fehler. Konzentriert euch lieber auf einige ausgewählte Arbeiten, die euch von eurer besten Seite zeigen und einen Eindruck vermitteln, wie ihr euch im Kreativ-Team einbringen könnt.“
3. Seid vielseitig. Anhand eures Portfolios muss erkennbar sein, dass ihr unterschiedliche Aufgaben lösen und Kundenanforderungen verschiedenster Art erfüllen könnt. Eure Projekte sollten sich in puncto Stil, Zweck, technischer Komplexität und verwendeter Technologie voneinander unterscheiden. Wenn eure bisherigen Arbeiten einander sehr ähnlich sind, solltet ihr euer Portfolio ergänzen und z. B. Freelance-Aufträge oder Designs beilegen, die ihr für Freunde gemacht habt.
4. Achtet auf ein sauberes, klares und ansprechendes Erscheinungsbild. Euer Portfolio selbst ist ein Kreativ-Projekt. Hier gilt die Devise: Weniger ist mehr. „Mit einem digitalen Portfolio, das klar und übersichtlich aufgebaut ist, könnt ihr viel mehr erreichen“, erklärt Sanders. „Das Portfolio muss interessant sein, darf aber nicht überladen wirken.“
Bilder lassen sich mithilfe von Collagen oder digitalen Karussells zur Schau stellen, die ihr ganz einfach in Photoshop erstellen könnt. Wenn ihr noch einen Schritt weitergehen wollt, könnt ihr GIFs in euer Portfolio einbinden – so könnt ihr mehrere Fotos zeigen und gleichzeitig eure Marketingkenntnisse unter Beweis stellen.
Oder ihr erweckt eure kreativen Arbeiten mit Adobe Dimension zum Leben. Ihr könnt beispielsweise ein Branding-Projekt aus Adobe Illustrator in Dimension laden und durch kostenlose Kreativelemente ergänzen. Dimension macht 3D-Design einfacher denn je und lässt sich ganz einfach in andere Tools von Adobe integrieren.
5. Bring deine Persönlichkeit zum Ausdruck. Bei allem KI-Hype: Personalverantwortliche suchen keinen Roboter, sondern einen Menschen, der im Team des Unternehmens mitwirken soll. Zeigt, was euch als Person einzigartig macht. Zukünftige Arbeitgeber können so einfacher beurteilen, ob ihr in die Unternehmenskultur passt. Zu diesem Zweck könnt ihr beispielsweise ein zur Firma passendes Logo, eine Biografie oder ein Farbschema entwerfen.
OXO Responsive Website Portfolio by Ira Banana
6. Erstellt ein digitales Portfolio, das von überall aus abrufbar ist. Wählt für euer Portfolio ein Format, auf das potenzielle Arbeitgeber von überall aus Zugriff haben. Dass ein Designer über eine eigene Website verfügt, ist heute fast schon selbstverständlich. Die Herausforderung liegt darin, deine Projekte übersichtlich und eindrucksvoll zu präsentieren. Adobe Portfolio nimmt euch einen Großteil der Arbeit ab. Adaptierbare Vorlagen wie „Matthias Heiderich“ helfen euch, einen eleganten, professionellen Look zu erzeugen – ganz ohne Programmierkenntnisse.
Auch Adobe XD eignet sich für die Gestaltung von Portfolios: So könnt ihr ein professionelles Design erstellen, das sich in einer Live-Ansicht auf Mobilgeräten überprüfen lässt.
7. Bringt euer technisches Know-how zur Geltung. Haltet mit aktuellen Technologien Schritt und ergänzt euer Portfolio um Arbeiten, die ihr mithilfe moderner Software erstellt habt. Damit stellt ihr nicht nur euer technisches Know-how unter Beweis, sondern zeigt auch, dass ihr anpassungsfähig und in der Lage seid, euch mit neuen Technologien vertraut zu machen. „Es ist ein absolutes Muss, sich mit Adobe Photoshop auszukennen“, so Sanders. „In der Design-Branche ist es unumgänglich, mit Adobe-Software vertraut zu sein. Diese Kenntnisse sind äußerst gefragt und werden von Kandidaten erwartet, vor allem im Zusammenhang mit Responsive Webdesign.“
8. Seid originell und einzigartig. Zweifelsohne gelten Portfolios im digitalen Format als Branchenstandard. Es gibt jedoch viele weitere originelle Ansätze, mit denen ihr auf euch aufmerksam machen könnt. Texter können beispielsweise InDesign nutzen, um ihre Arbeit in Form eines Buchs oder eines Magazins zu präsentieren und damit beim Vorstellungsgespräch Eindruck zu machen.Habt ihr euch schon einmal überlegt, eine Taktik zur Besprechung eures Portfolios anzuwenden? Erweckt eines eurer Projekte zum Leben, und nutzt es als Einleitung für das Gespräch – selbst der erfahrenste Designer weiß eine geschickt umgesetzte Besprechungstaktik zu schätzen.
PharellWilliams.com by Tal Midyan
9. Präsentiert eure Lieblingsprojekte. Euer Portfolio sollte einen Bereich für diverse Projekte enthalten, die ihr ausschließlich zur Verwirklichung eurer eigenen kreativen Ideen umgesetzt habt. Scheut euch nicht davor, ungewöhnliche Projekte hinzuzufügen, zum Beispiel Urban Knitting, Tätowierkunst, Schnitzereien aus Obst und Gemüse, Improvisationstheater oder eine andere Form der Kunst, mit der ihr euch befasst. Stellt eure Individualität ins Rampenlicht.
Gerade dieses Bonusmaterial kann im Bewerbungsverfahren das gewisse Etwas sein, das euch von den anderen abhebt, weiß Sanders. „Wenn ich jemanden für eine Tätigkeit suche, die ein gewisses Maß an Humor erfordert und ein Kandidat dabei ist, der in einem Improvisationstheater mitspielt, weiß ich, dass er diese Eigenschaft hat“, so Sanders. „Diese Person ist wahrscheinlich schlagfertig und kann spontan produktiv sein. Wenn um 23 Uhr die dritte Änderung implementiert werden muss, ist das ein echter Vorteil.“
Ob ihr auf der Suche nach eurem ersten (oder nächsten) Job seid, euch um eine Praktikumsstelle bewerbt oder als Freiberufler einen neuen Kunden gewinnen wollt: Ein überzeugendes Portfolio ist unumgänglich. Wenig Erfahrung im Berufsleben muss da kein Hindernis sein. Konzentriert euch darauf, eure individuelle Sichtweise, eure bisherigen Arbeiten und die Perspektiven, die ihr dadurch gewonnen habt, zur Geltung zu bringen.
„Traut euch und offenbart auch eure außergewöhnlichen Seiten“,empfiehlt Sanders. „Natürlich ist es wichtig, professionell zu sein. Aber Unternehmenskultur ist ein großes Thema. Persönlichkeit ist ein großes Thema. Und ihr als einzigartige Personen seid ein wichtiges Teil im Puzzle des Bewerbungsverfahrens.“
Mit den neuesten Designtools in Adobe Creative Cloud könnt ihr ein persönliches Portfolio erstellen, das andere staunen lässt.
The post Das professionelle Portfolio: 9 Tipps, mit denen ihr eure Design-Projekte ins Rampenlicht stellt appeared first on Creative Connection.